Ein Prost geht auf Welttournee

Das Oktoberfest als Exportschlager

  • Mit den Auswanderern kam das Oktoberfest?
  • Prost und Party in Brasilien
  • In China feiern Sternzeichen und Dirndl nebeneinander
  • Australien und sein innerer Deutscher
  • In Kanada feiert man groß

Die Deutsche „Gemütlichkeit“ ist in vielen Ländern wohlbekannt. Mit den Auswanderern haben sich auch Traditionen und Brauchtum, wie zum Beispiel die bayrische Wies`n überall in der Welt verteilt. Wie das urtypische deutsche Fest, das ursprünglich mal ein Hochzeitsfest war, auf anderen Kontinenten gefeiert wird, erzählen wir hier:

War eine Maß auf der Mayflower?

Ob mit den Auswanderern auch ein Bierkrug auf den amerikanischen Kontinent gefunden hat, ist nicht überliefert. Heutzutage findet sich aber in nahezu jedem Bundesstaat der unbegrenzten Möglichkeiten ein Oktoberfest. In Nevada, Las Vegas kann man das ganze Jahr über im Hofbräuhaus (original importiertes deutsches) Bier bei Blasmusik und Bedienungen im Dirndl genießen. Wem das zu traditionell ist, der kann bei der Oktoberfest-Pool-Party im kühlen Nass den Oktoberhöhepunkt zu einem eher amerikanischen Fest machen. In Reno, nur ein paar Meilen weiter, feiert man jährlich „Oktoberfest Harvest Jamboree“.  Doch was hier so exotisch klingt, ist in der Gestaltung schon wesentlich näher am Original. Es gibt „pretzels“ (Brezeln), „Brats“ (Bratwürste) und noch weiteres „Bavarian Style Food“. Außerdem gibt es Karaoke für deutsches Liedgut über Volkslieder bis hin zu 99 Luftballons und Rammstein.

Auch an der Ostküste Nordamerikas lässt man es nicht an Kreativität fehlen. Die New Yorker „Brewers Guild“ feiert passend ein Blocktoberfest auf dem man nicht nur die handgebrauten Biere kosten kann, sondern auch an Beanbag-Wettbewerben teilnehmen oder es sich an Food-Trucks schmecken lassen. Wem ein solcher Imbiss nicht nobel genug ist, für den ist vielleicht das Oystoberfest genau das Richtige. Es gibt ein typisch amerikanisches All-you-can-eat-Austern-Buffett mit unbegrenztem Ausschank von Bier.

Samba und Fachwerk

ProstMitten im warmen Südamerika, in Blumenau, entstand in der deutschen Koloniestadt eher aus der Finanznot die Idee, in der durch die Baukunst ohnehin schon deutsch anmutende Stadt ein Oktoberfest zu veranstalten. Heute, mehr als 30 Jahre später, ist dieser Brauch das zweitgrößte Volksfest Brasiliens nach dem Karneval in Rio mit über 600.000 Besuchern, jährlich. Dabei gibt es nicht nur einen „Kinderplatz“ für die Kleinen sondern es wird auch eine „Oktoberprinzessin“ gewählt. Und selbst wenn auf der Parade mit „Oompa-Musik“ aufgetrumpf wird, kann man hier und da schon ein bisschen Samba entdecken. Das Engagement der Veranstalter geht soweit, dass man auf deren Webseite sogar ein kleines deutsches Wörterbuch der wichtigsten Begriffe findet. Und auch die Einwohner findet man in Volkstanzgruppen und Chören, die anlässlich dieses Festes Volksliedgut und Darbietungen zeigen. Natürlich darf auch hier typisch bayrische Kost,  zu der man kühles Bier genießt, nicht fehlen. In diesem Sinne: Saúde! (portugiesisch für Prost)

Das erste „Prost“ hört man im Osten: China. 

Bereits im August feiert man in Qingdao, China das „international Beer festival“. Es findet unweit des Strandes an drei Orten gleichzeitig statt. Auch hier findet man lange Holzbänke, Dirndl und große Bierfässer. Es dient dazu den „Nektar der Götter“ zu feiern – soviel Religiösität dürfte man aber heutzutage weder in Asien noch in Deutschland verspüren bei dieser Art Volksfest. Schließlich werden Biere aus aller Welt ausgeschenkt – und das nicht zu knapp. Den Ursprung hat das Fest im Jahr 1991, da in diesem Jahr die Stadt Qingdao ihren 100. Geburtstag feiern konnte. Auf dem Festzug versteht man auch hier die hiesige Kultur und den Ursprung des „Beer Fest“ zu vereinen. Und so laufen neben Maskottchen aus dem chinesischen Sternkreiszeichen friedlich neben dirndltragenden Touristen, trinkt man das berühmte Heimatbier „Tsingtao“ und als nächstes eben ein „Becks“ aus Deutschland. In jedem Fall werden Sie neben dem „o`zapft is“ auch ab und an ein 干杯 (Gānbēi, das ist chinesisch für Prost) hören.

Dass man sich hier so gut auf deutsches Essen und Trinken versteht, ist kein Zufall. Quingdao war einmal zu Kaisers Zeiten eine deutsche Kolonie. Noch heute berichten einige Häuser und natürlich die Brauerei davon. Interessante Fakten über den „Tipsy Room“, das „Mannheimer Eck“ in dieser schönen Stadt finden Sie unter diesem LINK.

Drunter und Drüber in Down Under?

Das Motto des diesjährigen australischen Oktoberfestes in Brisbane lautet „Embrace your inner german“ – und wahrlich – alle vom Heimweh geplagten Auswanderer, Touristen oder auch Besucher, welche sich vom deutschen Kulturgut angezogen fühlen, werden auf diesem Fest nach allen Sinnen schwelgen können. Es gibt Kasperltheater für die Kleinen, Filzhüte für alle Altersklassen, Fahrgeschäfte für die ganze Familie – eben genau wie auf dem echten Oktoberfest in München. Doch Down Under setzt natürlich noch ein paar australische Akzente. Auf dem Kontinent mit einer hohen Dichte an gefährlichen und giftigen Insekten und Reptilien gibt es mitten im Familienspaß eine Schlangenshow. Oder wie wäre es mit einem Besuch für die Männer beim Barber-Shop? Schließlich wollen diese für die bevorstehende Wahl des „Beardmeister“ gewappnet sein. Auch für die Teilnahme am „Bavarian Strongmen“ will „Mann“ sich nicht lumpen lassen. Für den Titel „Miss Oktoberfest Brisbane“ muss „Frau“ hingegen mehr als nur gut aussehen. Natürlich ist das Dirndl obligatorisch, doch auch ein Wettbewerb in Brezelessen und ein Wissenswettkampf rund ums Oktoberfest wollen gemeistert werden. Alles Gute den teilnehmenden Damen und Herren. Wir sagen „Down Touch*“ an den Gläsern, gleich ob mit Wasser oder mit Bier gefüllt. (*= australisches Englisch für Prost)

Think big in Kanada

Auch wenn das kanadische Oktoberfest in Kitchener-Waterloo ganz klein und mit einem Budget von 200 Dollar gestartet ist – heute ist es kaum mehr zu übersehen. In riesigen 17 Festhallen wird Bier ausgeschenkt, alle von Sponsoren betrieben – ähnlich wie beim Original. Und so findet man sich im „Transylvania Club“ wieder oder im „Cambridge Bavaria Haus“ . Vielleicht trifft man zwischen Polkamusik und Karusellfahrten ja auch die Maskottchen „Onkel Hans“ und „Tante Frieda“, mit denen es jedes Jahr einen Fotowettbewerb gibt. Die beiden repräsentieren in typischen Aussehen die kanadische Urvorstellung eines Oktoberfestbesuchers. Er in Lederhosen und mit Hut, Sie in Dirndl auf dem ein Edelweiß trohnt. Und auch das Motto des Riesenfestes passt gut in diesen Rahmen. Es lautet „Gemuetlichkeit“.  Doch neben ganz traditionellen Events wie den Fassanstich und eine Parade gibt es auch in Kanada kleine Abwandlungen. So findet sich hier ein „Rocktoberfest“ – an dem auch etwas lautere Musik als Volksmusik gespielt wird oder ein Pancake-Breakfast – mit den typischen Eierkuchen zum Frühstück.

Was auch hier gleich zu München ist: abends wünscht man sich in den Festzelten wieder ganz einfach „Prost“ mit dem Wörtchen: „Cheers!“


(Bilder: pexels)