Deutschland – eine Überraschungstüte!

Ein neues Leben für die Elsässerin in Dresden

Schon sind weitere 6 Monate ins Land gegangen. Isabelle war in dieser Zeit unsere Praktikantin im Bereich Marketing. Jetzt, zum Abschied, berichtet sie mit einem Augenzwinkern von ihrer Ankunft in Deutschland. Dresden und das Leben hier, hat sich als echte “Überraschungstüte” herausgestellt. Lesen Sie selbst die ganz individuellen Beobachtungen von Isabelle. 🙂 


Mein Name ist Isabelle…

Ich landete an einem frühen Morgen im Winter, nach einer schlaflosen Nacht im Zug, in Dresden. Ursprünglich komme ich aus dem Elsass, der Region von Sauerkraut und Weißwein, wo die Menschen Elsässisch sprechen – das fast wie Deutsch klingt. Also dachte ich naiverweise, ich würde in einer ähnlichen Region und damit wie auf Daunenbetten landen. Doch weit gefehlt: nein, großer Fehler!

Trotzdessen, dass Europa die Grenzen geöffnet hat, blieb da immer noch das Gefühl, in einer neuen Welt gelandet zu sein. Ich wusste, dass ich nichts wusste, und ich war neugierig darauf, mehr zu erfahren.

So, ich werde Ihnen mit einem kleinen bisschen Humor sagen, was mich überrascht und aufgeregt hat, was mir Nervosität bescherte oder mich zum Lachen brachte.

GPS? Brauchen Sie hier nicht!

Ich muss Ihnen erzählen, dass ich an einem frostigen Morgen auf dem Dresdner Hauptbahnhof in meinen kleinen, warmen Winterschuhen angekommen bin. Für mich ist das normal! Aber hier trägt scheinbar niemand Schneeschuhe – haben die Deutschen alle Thermosohlen? Nein, sie sind einfach an diese Kälte gewöhnt! Während ich meine erste Straßenbahnhaltestelle mittels meines Stadtplans in der Hand finden will, versammelt sich eine Mini-Menge um mich herum. Yep, die Deutschen sind von einer unglaublichen Freundlichkeit, denn sie sind alle da gewesen, um mir zu helfen, meinen Weg zu finden. Hier brauchen Sie kein GPS, nehmen Sie einen Stadtplan in die Hand und die Hilfe kommt von allein!

Dresden eine schöne Stadt in Deutschland

Mir ist kalt? Natürlich nicht!

Weil die Abstimmung von Straßenbahn und Bus wirklich gut gelungen ist, fand ich schnell meinen Übernachtungsplatz. Ich bereite mich auf mein erstes Wochenende in dieser großen und schönen Stadt vor.

Am Samstag, an dem ich einkaufen gehen möchte, merke ich, dass das unentbehrliche Zubehör von Frauen hier “die Mütze“ ist. Am häufigsten sah ich die einfache Form in Wolle, aber aufwendig in seinen Details. Ein Zopf? Quasten? Stickereien? Alles was die Kopfbedeckung schick macht, ist erlaubt. Und nun: schnell einkaufen gehen, damit ich auch optisch mit der Menschenmenge verschmelze.

In der Stadtmitte treffe ich auf Menschen mit einem undefinierbaren Etwas in der Hand, es sieht aus wie ein aufgeblasener Baseballschläger in Zeitungspapier eingewickelt. Das Geheimnis wurde plötzlich gelüftet, als ich ein Mann sein Paket vor der Ankunft einer Frau auspacken sah. Et voilà – Blumen waren in dieser Form versteckt!  Ganz genau – die Deutschen kaufen Blumen in Frostschutzverpackungen und werfen diese kurz vorm Überreichen weg.

Es ist sehr kalt diesen Winter, dennoch treffe ich immer wieder Menschen in ihren Turnschuhen oder kleinen feinen Schuhen. Doch im Gegenteil dazu sind die Kinder wie Inuit gekleidet. Sie tragen Skihosen und Winterstiefel.

Ampeltreue - typisch für Deutschland

Grünes Ampelmännchen

Deutschland das Bierland – auch unterwegs.

Wenn ich die Straße überqueren wollte, bemerke ich, dass die Disziplin in Deutschland keine Legende ist. Jeder Fußgänger wartet geduldig, bis die Ampelmännchen grün werden, bevor er auch nur eine Zehe auf die Straße setzt.

Aufgrund der Kälte eile ich schnell in die Straßenbahn, um in mein neues „Zuhause“ zu fahren. Zu meiner großen Überraschung, trinken alle jungen Menschen in der Bahn. Sie tragen eine Flasche Bier in der Hand, wie ein Accessoire, trotz eines Aufklebers „Trinkverbot in der Straßenbahn“. Es gibt, gleich neben diesem Aufkleber, noch das Motiv: “Platz machen für ältere Personen und schwangere Frauen”, welches ich auch aus Frankreich kenne.

Und sehr seltsam für mich: zum ersten Mal sehe ich Ungehorsam in diesem gerechten Land. Dabei sagen sogar die Straßenbahn-Nachrichten auf den Bildschirmen sagen: “Bitte lassen Sie die Flaschen nicht auf den Sitzen liegen” – das ist wirklich neu für mich. 😉

Als es noch kälter wird und zu regnen beginnt, wird der Boden zur Eisbahn. Ein Eisregen in Dresden. Ich sehe Menschen vorsichtig laufen und trotzdem fallen oder sich mit ihren Fahrrädern vorsichtig vortasten. Dennoch fallen sie wie Kegel in einem Bowling-Spiel. Deswegen frage ich mich, wie ich sicher nach Hause komme? Dann hat mein weibliches Genie eine Idee: ich nehme mein Ersatzpaar Socken und ziehe sie über meine nagelneuen Schuhe. Ich sehe aus wie ein Außerirdischer, doch was zählt ist, dass mein Trick funktioniert.

Hallo Neuling, wo ist die Kaffeemaschine?

Montagmorgen, mein neues Büro ruft. Ich finde hier sehr nette Leute, die Begrüßung ist herzlich und meine neuen Kollegen sind sehr fürsorglich. Wir arbeiten und die Uhr zeigt 9:30 Uhr, 9:45 Uhr und es wird 10:00 Uhr und … es gibt keine Kaffeepause! Hey – die Kaffeepause ist eine echte Institution in Frankreich! Hier in Deutschland aber, kann jeder zu jeder Tageszeit essen oder einen Kaffee trinken und kehrt meist mit seinem Snack zu seinem Arbeitsplatz zurück. Aber ich werde bald in ein bestimmtes Ritual eingeführt. Am Donnerstag gibt es einen kleinen Wochenmarkt mit einem Currywurst-Stand im Atrium des Business Centers. Also gibt es donnerstags immer eine Runde Currywurst – das ist ein Ritual. Dieses ist so wichtig, dass ich jetzt die Tage der Woche wie folgt aufliste: Montag, Dienstag, Mittwoch, Leckertag, Freitag, Samstag und Sonntag! Leckertag kann man auch übersetzen in “Delicious Donnerstag”. 😉

Ich dachte immer, die Deutschen fahren ausschließlich mit dem Fahrrad und essen Bio, doch auch das stellte sich als Irrtum heraus, sie haben auch große Autos und essen Junkfood.

Deutschland, meine neue Heimat?

Auch nach sechs Monaten, die ich in Dresden bin, hört dieses neue Leben nicht auf, mich zu überraschen. Für mich bewegt sich Frankreich immer weiter weg von mir und meine DNA hat jetzt ein neues “Quark”-Gen (in Frankreich gibt es keinen Quark). Werde ich hier bleiben? Ja, das würde ich sehr gerne!


(Bilder: pixabay)

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