Übersetzung = Reformation eines Weltbildes

Eine Übersetzung revolutioniert die Welt!

Alljährlich wird in deutschen Bundesländern mit einem großen Anteil protestantischer Bevölkerung am 31. Oktober der Reformationstag begangen. In diesem Jahr jährt sich der Tag des Thesenanschlages durch Martin Luther bereits zum 500. Mal. Deshalb feiert ganz Deutschland: Allerorts finden zahlreiche Events rund um Luther und die Reformation statt und einmalig wird der 31. Oktober ein gesamtdeutscher Feiertag in sein.

Wieviel Bedeutung dem Wirken Martin Luthers beizumessen ist, zeigt, dass auch in anderen Ländern der 31. Oktober ein Feiertag ist. Denn nicht nur in Deutschland gedenkt man an den Ursprung der evangelischen Kirche: obwohl in Chile nur 15 Prozent und in Slowenien nur 1 Prozent der Bevölkerung protestantischen Glaubens sind, wurde auch dort der Reformationstag als Feiertag eingeführt.

Anlässlich des großen Jubiläums haben auch wir uns ein wenig intensiver mit der Reformation und Martin Luther befasst – hat doch dieser vor 500 Jahren die wohl bedeutendste Übersetzung – bis heute –  geschaffen.

Beginn Reformation: Geburtsstunde des Protestantismus

1517 – in der Dunkelheit des Morgengrauens hämmert es in Wittenberg gegen die Kirchentür. An der Stelle, an der man sonst alle möglichen öffentlichen Bekanntmachungen findet, liest das aufgeregte Publikum (zumindest diejenigen, die es können) wenig später die 95 Thesen von Martin Luther.

Und der Inhalt könnte brisanter nicht sein. Der Mönch formuliert klar und verständlich, dass die Kirche noch so viele Ablassbriefe verkaufen kann – davon aber letztlich keine einzige Sünde vergeben wird.

Zitat:

„Es irren daher diejenigen Ablassprediger, die da sagen, dass ein Mensch durch Ablässe des Papstes von jeder Strafe gelöst und errettet wird.“

Ein Affront, denn mit dieser Art Einkünfte wurde dieser Tage schon manche Kirche renoviert. Schlimmer noch, erklärt er schließlich, dass die Priester und Prediger der Zeit, welche Beichtbriefe verkaufen, sogar unchristlich handeln:

„Unchristliches predigen diejenigen, die lehren, dass bei denen, die Seelen loskaufen oder Beichtbriefe erwerben wollen, keine Reue erforderlich sei.

http://www.luther2017.de/de/martin-luther/texte-quellen/die-95-thesen/

Ein Skandal – und man möchte meinen, dass dieser viel eher schon hätte starten müssen – schließlich hatte der gläubige Luther eben jene Erkenntnisse bereits in Briefform an Bischöfe und Würdenträger gesendet. Diese hatten ihn aber schlicht ignoriert. Jetzt, da seine Erkenntnisse aber an die breite Bevölkerung gelangten, war Gefahr in Verzug.

ReformationEs folgte eine Phase wilder Dispute und Auseinandersetzungen mit Gegnern, die darin gipfelten, dass er im Januar 1521 exkommuniziert wurde. Drei Monate später wurde er gar „vogelfrei“ erklärt, was bedeutet, dass ihn jeder ohne Strafe töten durfte.
Um ihn aus der Gefahr zu holen, wurde er von Fürst Friedrich auf die Wartburg nach Eisenach geholt, wo er fortan inkognito als Junker Jörg lebte.

Nicht die erste – aber die einflussreichste Übersetzung

Gemeinsam mit Melanchthon begann Luther an diesem Ort die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Dabei achtete er darauf, dass er einen verständlichen Text erschafft. Jedermann sollte die Botschaft verstehen und deuten können. Also hatte Luther  (Zitat) „Dem Volk aufs Maul geschaut“ und eine bildhafte, starke Sprache verwendet.

Auch reichte es ihm nicht, verständliche deutsche Sätze zu bilden, er fand noch ganz eigene Sprachbilder. So ist verbrieft, dass die Ausdrücke „die Perlen vor die Säue werfen“; „Lückenbüßer“; „Stein des Anstoßes“ und „die Zähne zusammenbeißen“ auf seine Übersetzungsarbeit zurückzuführen sind.  Seine Leidenschaft für die Übersetzung ging so weit, dass sogar der Silbenrhythmus der Texte durchdacht war.

Einen solch‘ engagierten Übersetzer haben wir auch immer gern im Team. 🙂

Reformation und Verhaltensrevolution

ReformationDer Buchdruck sorgte dafür, dass nicht nur die berühmte Lutherbibel, sondern auch seine weiteren Veröffentlichungen unters Volk kommen und die Reformation, welche im Gange war, vorantreiben. Luthers Werk war damit noch lange nicht beendet. Er reformierte den Gottesdienst, die Vorschriften für gläubiges Leben und den Umgang mit tagtäglichen Themen wie Armut und Not.

Außerdem übersetzte und komponierte er kirchliche Lieder für die deutschen Kirchgänger.
Denn: (Zitat)

„Es muß beide, Text und Noten, Accent, Weise und Geberbe aus rechter Muttersprache und Stimme kommen; sonst ist Alles ein Nachahmen wie die Affen thun.“

Der streitbare Übersetzer aus heutiger Sicht

Das Vermächtnis des berühmten Mönchs, der die Reformation deutlich angetrieben hat, zeigt durchaus auch seine Schattenseiten. Zwar kann man in seinen Übersetzungen wunderbare Worte und Zitate finden, die bis heute überdauert haben – revolutionär moderne Ansichten für die damalige Zeit – doch sein Weltbild gegenüber Türken, Juden und Behinderten war wenig modern. Eine Seite des Reformators, die vielen oftmals weniger bekannt ist. Mehr Informationen zu Luthers Meinung, beispielsweise zu Hexen, finden Sie auf dieser Seite.

Brot und Spiele – Feiertag und Apps

Die Kirche weist inzwischen auf alle Zwischentöne des streitbaren Thüringers hin. Und  auch die mediale Aufarbeitung ist hochinteressant. In einem Spiel, in dem man die verschiedenen Lebensstationen Luthers nachvollziehen kann, darf man unter anderem frisch gedruckte (und übersetzte) Bibeln unters Volk bringen oder Blitzen ausweichen. Auch Lust auf eine Runde Reformation? Dann hier entlang!

Eine unterhaltsame, kurze akustische Zusammenfassung des Thesenanschlags findet man unter diesem Link. Wir finden: hörens- und schmunzelnswert!

Spannende Events, informative Ausstellungen und andere Veranstaltungen rund um das Reformationsjubiläum finden Sie hier.


(Bilder: pixabay)

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